Google Ventures Design Sprint – Von der Idee bis zum getesteten Prototypen in nur 5 tagen
Wenn mich Leute fragen: „Was Design Sprint ist?“ Antworte ich: „Google Ventures Design Sprint ist Design Thinking und Teile vom agilen Manifest in 5 Tagen zusammengefasst“. Google Ventures ist eine eigene strategische Geschäftseinheit aus dem Hause Google und hat sich zum Ziel gesetzt, weltweit jedes Jahr 300 Millionen Dollar in Startups zu investieren. Erfolgsversprechende Startups durchlaufen ggf. den Design Sprint um Bedenken am Marketing, Geschäftsmodell, Produkt oder Service auszuschließen. Um jedoch Design Sprint zu erklären, möchte ich einen kürzen Ausflug in Richtung Design Thinking machen.
Was ist Design Thinking?
Design Thinking ist ein Prozess, Mindset und schafft eine lebendige Innovationskultur im Unternehmen. Dies geschieht vor allem dann, wenn ganzheitliche und kundenzentrierte Lösungen gefragt sind. Design Thinking unterscheidet sich darin, dass immer wieder das bestehende Problem in mehrere Zyklen erneut getestet, hinterfragt und visualisiert werden.
Bevor ein Produkt/Service entwickelt wird, sollten zu Beginn die Kundenbedürfnisse der Zielgruppe verstanden werden und das geschieht nur, wenn DU dich mit den Nutzern unterhältst, ansonsten nicht. Eine soziodemografische Analyse ist natürlich notwendig, denn man sollte auch wissen welche Altersklasse, welches Einkommen, welcher Wohnort und welche Religion das bevorstehende Produkt anspricht. Ob jedoch die Wertschöpfung des Produktes verstanden wurde, geschieht ausschließlich in einem Dialog. So wird nachdem User Research iterativ das Feedback der Nutzer das Produkt eingearbeitet, verbesserst und kontinuierlich weiter entwickelt. Somit werden sämtliche Bereiche beleuchtet, diskutiert und im Team erneut visualisiert.
Folgende Phasen werden im Design Thinking Modell definiert: Understand, Observe, Decide, Define, Ideate, Prototype und Test. Wobei meist auch die zwei Phasen Understand und Observe zu einer Phase zusammengefasst werden: Empathy.
- Understand/Verstehen: Geht es darum, dass Problemfeld zu verstehen. Alle Teammitglieder müssen verstehen was das Problem ist um somit qualifizierte Ergebnisse zu liefern.
- Observe/Beobachten: Erfolgt eine Auseinandersetzung mit der Zielgruppe durch Beobachten, Befragen und Interagieren. In dem Kontext geht es darum, die Bedürfnisse der Nutzer zu erfassen und zu verstehen.
- Decide/Synthese: Geht es darum das gesamte Standpunkte und Einsichten gesammelt werden. Anhand von Storytelling tauschen sich die Teammitglieder durch ihre gewonnenen Einsichten, Erkenntnisse und Erfahrungen aus. In der Phase werden gemeinsame Einsichten zu einem Gesamtbild verknüpft.
- Ideate/Ideen entwickeln: Erfolgt die Ideengenerierung bei den Techniken wie Brainstorming/Brainwriting zum Einsatz kommen um mögliche Lösungen zu entwickeln.
- Prototype/Prototyp erstellen: Geht es darum ausgewählte Ideen schnell anhand von Prototypen zu entwicklen und über ein Rollenspiel zu entwickeln. Hierbei geht es darum die Idee zu verstehen und kontinuierlich weiterzuentwickeln.
- Test/Testen: Erfolgt ein offener Dialog mit der zugrundeliegenden Zielgruppe. Das Feedback daraus gibt weitere Ansatzpunkte für Verbesserungen und Alternativen (Pivoting). Hinweis: Falls notwendiges Wissen von Experten nachgefragt werden muss, sollten diese Personen für einen komplett Tag bereitstehen. Am Ende des Tages geht es darum, unterschiedliche Antworten, Perspektiven sowie Informationen auf einer „Map“ zusammenzutragen.
Wie entwickle ich Prototypen nach dem Design Sprint von Google Ventures?
Ein Design Sprint ist ein fünftägiger Prozess mit dem Ziel, Antworten auf kritische Business Fragen anhand von design, prototyping und Ideen testen mit echten Nutzern zu erhalten. Design Sprint durchleuchtet Geschäftsstrategie, Innovation, Behaviour Science, Design Thinking und vieles mehr. Der Fokus liegt auf der Herausarbeitung eines visuellen Konzeptes für die Benutzerführung. Der Sprint unterteilt sich in fünf Schritte, die in den fünf Tagen des Design-Sprints durchgeführt werden.
Beim Design Sprint werden die einzelnen Phasen: Empathy, Decide, Ideate, Prototyp und Test über 5 Tagen verteilt und sinnvoll eingesetzt. Bevor jedoch die Themen bearbeitet werden, muss eine vorab Planung gemacht werden die sich wie folgt zusammenstellt:
Set the Stage:
- Selektiere und lade die Sprint Team Mitglieder ein. Der Design Sprint sollte unterschiedliche Charaktere beinhalten wie Entwickler, Designer, Produktmanager, und bspw. Researcher.
- Räumlichkeiten für 1 Woche buchen, damit das Team ungestört arbeiten können.
- Utensilien wie Whiteboard, Flipchart, Sticker, Papier, Stifte, Post-it’s usw. für das Team bereitstellen
- Ein Sprint Master der den einwöchigen Workshop leitet. Der Sprint Master identifiziert design Herausforderungen, bringt das Team zusammen und begleitet sie durch sämtliche Phasen des Design Sprints. Die Rolle des Sprint Masters erfordert tiefes Verständnis von UX Methoden, Strategie, Moderation und Verhandlung.
- Telefone sind im Design Sprint nicht gestattet, damit sich das Team auf das Problemfeld konzentriert.
Nachdem die Set the Stage Planung/Vorbereitung abgeschlossen ist, steht dem Design Sprint nichts mehr im Wege. Wir beginnen wie folgt mit dem Design Sprint:
Montag: Verstehen
Am Montag werden die Herausforderung dem Team verständlich vorgestellt. Hier findet ein Wissensaustausch im Rahmen des ersten Workshops unter den Teilnehmern statt. Daher beginne ein Problem das gelöst werden muss, zu priorisieren. Stell eine Long-Term-Goal Frage um das komplette Team wachzurütteln: Warum machen wir dieses Projekt? Wo wollen wir in 6 Monaten, in 1 Jahr oder in 5 Jahren mit unserer Idee/Verbesserung stehen? Stell eine pessimistische Frage: Wie könnten wir mit dem was wir Vorhaben scheitern? Versuche die Ängste in Fragen umzustellen und innerhalb der Woche zu beantworten.
Sofern Antworten von Experten fehlen, diese dann auch innerhalb der Firma oder außerhalb einholen und ergänzen. Hinweis: Falls notwendiges Wissen von Experten nachgefragt werden müssen, sollten diese Personen bereits für den Montag Sprint eingeplant sein. Am Ende des Tages geht es darum, unterschiedliche Antworten, Perspektiven sowie Informationen auf einer „Map“ zusammentragen.
Dienstag: Visualisieren
Am Dienstag beschäftigt sich das Team mit der Findung von Lösungen für das zugrundeliegende Problem. Hier gilt der „Open Mind „Ansatz, sprich unterschiedliche Lösungen für das festgestellte Problem zu finden. Ganz wichtig! Hier gibt es kein richtig oder falsch, jeder Teilnehmer im Team bringt seine Ideen aufs Blatt Papier. Sketch hier zum Beispiel ein Prozess wie er zuvor schlecht gemacht wurde und behebe das Problem indem du das aufzeigst oder noch nicht existiert. Male, Zeichne, fotografiere oder knete es! Hauptsache das Team weiß was du damit meinst. Siehe zum Beispiel nachfolgendes Bild:
Mittwoch: Focus
Am Mittwoch werden die besten Ideen ermittelt, wichtige Entscheidungen werden vom Team getroffen. Viele Ideen sind entstanden, jedoch kann nicht alles entwickelt und getestet werden, daher müssen wir uns auf die besten Lösungen konzentrieren. Das heißt aber nicht, das andere Ideen verworfen werden müssen, sondern diese vielleicht in ihrer Sinnhaftigkeit mit den guten Ideen kombiniert werden können. Hier werden im Team anhand des Dot-Voting Verfahren die guten Ideen ausgewählt und begründet, warum diese denn das mögliche Problem auf die eine Art und Weise lösen könnten. Die Ideen werden in einem Prozess dargestellt und als Userflow dargestellt. Wie wird das bevorstehende Problem systematisch/prozessual gelöst? Durch die entwickelten Heatmaps entstehen die besten Ideen.
Donnerstag: Prototypen
Am Donnerstag entstehen die ersten Prototypen des Produktes, die den Nutzern später vorgeführt werden. Wir sprechen hier von einem benutzbaren und halbwegs echt anfühlenden Prototypen, um später möglichst realistische Feedbacks erhalten zu können – Stichwort: High-Fidelity Prototypes.
Freitag: Testen
Am Freitag wird der Prototyp den Testern vorgestellt um herauszufinden, welche der Ideen tatsächlich funktionieren und welche nicht. Hierfür dienen die entwickelten Prototypen die am Vortag (Donnerstag) entwickelt wurden. Für die Tests werden 4-6 Personen außerhalb der Unternehmung, die im besten Fall bisher keine Erfahrung mit dem jeweiligen Produkt sammeln konnten. Stelle fragen wie: „Verstehen Sie die Lösung die wir Ihnen anbieten?“, „Ist Ihnen der User-flow intuitiv?“, „Sind die Icons passend?“ etc.
Anhand von gezielten Fragestellung (ohne Beeinflussung) und das User-Feedback können die Ideen bestätigt und verbesserungswürdige Themen im Konzept aufgedeckt werden.
Konklusion:
Design Sprint vereint Zeitdruck, Teamarbeit und User-Feedback in 5 tagen. Durch agile Praktiken und den Open Mindset werden bei der Ideen Entwicklung auch Platz für individuelle Herangehensweisen geschaffen. Somit ist das fünftägige Design Sprint Konzept eine gute Möglichkeit, um in kleinen Gruppen schnelle und messbare Ergebnisse zu erzielen.
Leider haben viele Personen beim Design Sprint Ansatz bedenken das die Zeit viel zu knapp und zu optimistisch sei, um qualitativ durchdachte Services/Produkte zu entwickeln. Die Praxis zeigt jedoch, umso mehr man dem Thema Zeit widmet, wird das Produkt NICHT dadurch deutlich besser, sondern bläht es immer mehr mit Features auf, was nicht unbedingt zum Vorteil des ganzen wird. Die Erfahrung hat gezeigt, das 5 tage ausreichen um erste qualitative Ansätze für das zugrundeliegende Problem hervorzuheben. Die Methodik ist mittlerweile eine Best-Practice Methode für Produktinnovationen geworden.
Sprechen Sie mich doch gerne auf das Thema an, ich helfe Ihnen weiter!